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REDEN WIR VOM MENSCHEN

Impulse zur Frage einer zeitgemäßen Rede von Gott


Katarína Kristinová und Christian Reich

Veröffentlicht im Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrerblatt 

Heft 6/2023

https://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt/archiv?tx_pvpfarrerblatt_pi1%5Baction%5D=show&tx_pvpfarrerblatt_pi1%5Bcontroller%5D=Item&tx_pvpfarrerblatt_pi1%5BitemId%5D=5669&cHash=644ee763

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1. Das Menschenbild als eine anthropologische Konstante
Menschenbilder sind wie Kleider. Wir schlüpfen in sie hinein. Sie sind sogar noch fundamentaler:
Sie sind wie die Form, ohne die die Materie nicht sein kann. Wir brauchen ein Bild, das wir
anziehen, eine Form, in die wir hineinschlüpfen, um überhaupt sein zu können. Dieses Nach-einem-Bild-Sein, das auch in der biblischen Vorstellung der Gottesebenbildlichkeit des Menschen
anklingt,1 ist also eine anthropologische Konstante. Sie ist unabdingbar für den Menschen, dieses nicht festgestellte Tier (Nietzsche), welches nicht über eine nur ihm bestimmte Daseinsnische
verfügt. Seine Größe und sein Elend bestehen eben darin, dass er mit sich selbst nicht fertig wird
und deswegen in allem, was er tut, implizit und in den allermeisten Fällen unbewusst nach sich
selbst fragt und stets unterwegs zu sich selbst ist.
Genau genommen ist dieser hermeneutische Leerraum unsere Daseinsnische. Deswegen sind und
bleiben wir uns eine ewige Frage. Und deswegen bleibt uns auch nichts anderes übrig, als uns im
gewissen Sinne selbst zu erschaffen, indem wir uns selbst deuten. Nur auf dem Umweg über die
Sprache können wir zu uns selbst kommen. Auf der Suche nach uns selbst orientieren wir uns an
bestimmten Leitbildern, wir probieren sie aus, wir behalten sie, oder wir legen sie ab, wenn sie zu
uns doch nicht passen, oder wenn sie aus der Mode gekommen sind.
Jede gesellschaftliche Umwälzung bringt immer auch ein neues Menschenbild mit sich. Die
Menschheitsgeschichte ist zugleich die Geschichte der Menschenbilder, und die kulturellen
Konflikte sind als Konflikte der Interpretationen immer auch Kämpfe um die Deutungshoheit in
Hinblick auf die Frage, was der Mensch sei bzw. sein soll. So soll laut Andreas Steffens auch das
21. Jahrhundert „weltweit von dem Kampf um das eine und einzige Modell des Menschseins
bestimmt werden. [...] Darum werden wohl auch die kommenden großen Kriege geführt werden,
und nicht um Ökonomie.“2 Das neue Bild verhält sich in der Regel ikonoklastisch: Es stürzt die
alten Bilder, um seine eigene Macht zu entfalten. Es präsentiert sich als eine verheißungsvolle
Utopie einer neuen besseren Welt und eines neuen, besseren Menschen. Denn eine neue bessere
Welt misst sich immer an diesem einen Maßstab: dass in ihr der Mensch ein glücklicherer und
besserer sein wird als in der gegenwärtig vorhandenen.


2. Mensch und Gott in Korrespondenz
Auch die Religionsgeschichte war immer zugleich eine Geschichte des Strebens nach dem Neuen
Menschen. Kategorien wie Wiedergeburt, Gottwerdung und Erlösung dienten der Konstitution des
Neuen Menschen genauso wie die Techniken der Ekstase, Askese, Magie, Initiationsriten, des
Kultmahls oder der Taufe.3 Die Utopien des Neuen Menschen in einer neuen Welt waren nicht zu
trennen von dem jeweils vorherrschenden Gottesbild. Diese Symbiose der beiden Leitbilder ist – so
unsere These – bis heute auch da zu verzeichnen, wo sich der Mensch in einer säkular-
postaufklärerischen Manier als dezidiert gottlos definiert.
Das antike Ideal der Menschwerdung folgte dem Bild des antiken Gottes, zu dessen zentralen
Charaktermerkmalen die vollkommene Mangellosigkeit, das Ruhen in sich selbst, Autarkie und
Apathie zählten. Diese Merkmale finden sich in den antiken Menschenbildern, die von den
damaligen philosophischen Schulen im Sinne eines antiken Life-Stile propagiert wurden. Sie
klingen an in der Mesotes-Lehre des Aristoteles, welche die Tugend des Lebens in der Mitte
propagiert, als eines maßvollen Ausgleichs zweier Extreme. Noch deutlicher werden diese
Merkmale der Göttlichkeit im Stoizismus als der Haltung einer überlegenen Distanz zur Welt, in der
sich der Mensch dem Schicksal gegenüber unempfindlich gibt. Dieses populäre Bild vom Stoiker,
der durch nichts zu erschüttern ist, lebt immer wieder auch in späteren Epochen auf und feiert seine
jüngste Renaissance in der postmodernen Haltung der Coolness. Ebenso der Epikureismus, welcher die optimale Lust – jedoch nicht als intensivstes sinnliches Vergnügen, sondern als einen
dauerhaften Zustand der Schmerzlosigkeit und des vollkommenen inneren Friedens (Ataraxie) –
anstrebt, kann hier als Beispiel der konstitutiven Korrespondenz der Gottes- und Menschenbilder
dienen.
Der Neue Mensch aus der christlichen Perspektive folgt dem Leitbild des Gott-in-Christus und ist
als solcher der Prototyp einer radikalen Menschlichkeit. Diese wurde durch das christliche Narrativ
vom menschgewordenen Gott sowohl in den Gottesbegriff als auch in das Menschbild
implementiert. Es mag dem griechisch antiken Menschen ungeheuerlich vorgekommen sein, dass
Leidensfähigkeit, Ohnmacht und Beziehungsfähigkeit plötzlich zum Katalog der genuin göttlichen
wie menschlichen Attribute gehörten.
Die beiden hier skizzierten Menschenbilder hatten bei aller inhaltlichen Unvereinbarkeit Eines
gemeinsam: Sie haben die Grenze zwischen Göttlichkeit und Menschlichkeit stets geachtet und
nicht überschritten. Bereits seit der Antike sind uns zwar Formen und Ideen der Selbstverbesserung
des Menschen bekannt.4 Jedoch bedeutet das antike Ideal der Selbstverbesserung des Menschen im Vergleich zu den modernen Theorien der Selbstoptimierung keine „permanente Selbstüberbietung“5
und keine grenzenlose Steigerbarkeit. Unabhängig von der inhaltlichen Füllung des jeweiligen
Menschenbildes handelt es sich immer um ein Ideal, dessen Erreichen der menschlichen
Machbarkeit prinzipiell unmöglich ist. In der klassisch-griechischen Antike gilt die Göttlichkeit als
Leitbild, welches in die eschatologische Zukunft weist und sich der Verfügbarkeit des Menschen
entzieht. Im Christentum gilt sein zu wollen wie Gott als Sünde. Die Unterscheidung zwischen Gott
und Mensch wird stets beibehalten.


3. Mensch und Gott in Konkurrenz
Zur Überschreitung der Grenze zwischen Menschlichkeit und Göttlichkeit kommt es erst in der
Zeit, als der Mensch Gott aus seinem Horizont verbannt und sich dem Glauben an die eigene
Gottlosigkeit verschreibt. Der aufgeklärte Mensch stürzt Gott von seinem Thron und sagt ihm ab,
indem er ihm den Gehorsam als der höchsten erkenntnistheoretischen wie moralischen Autorität
verweigert. Nach dem sogenannten Tod Gottes fällt es nun dem Menschen zu, den Thron Gottes zu
besetzen und die Rolle und Funktion Gottes zu übernehmen. Die Konsequenz unserer Absage an
Gott ist, dass wir jetzt selbst Götter werden müssen. Jetzt fällt es dem Menschen zu, die Welt, den
Sinn und den Menschen – also sich selbst – neu zu erschaffen. Und genau dieses Bestreben zeigt
sich in den darauffolgenden Menschenbildern der Moderne. Sie sind ein Versuch des Menschen, die
Göttlichkeit zu erlangen, indem er die Grenzen des Machbaren zu überschreiten versucht.
Laut der Sozialutopien der Moderne soll mithilfe der Sozialtechnologien, d.h. der politischen
Maßnahmen und erzieherischen Methoden, ein neuer Menschentypus produziert werden.6
Der aufkommende Nationalsozialismus gebiert zunächst die Idee und dann die ersten Exemplare
des Neuen Menschen. Er kreiert „den neuen Menschen, den kühneren, den kampfgewohnten, den
rücksichtslosen gegen sich selbst und andere“, für den der Krieg „eine große Schule“ sein wird,7
und der im Bewusstsein seiner biologisch begründeten Überlegenheit nach immer mehr
Lebensraum verlangt.
Der Sowjetmensch, ein angestrebtes sozialtechnologisches Produkt des Sowjetkommunismus,
unterscheidet sich von dem arischen Übermenschen darin, dass sich sein Kampf zunächst nach
innen richtet: „Der Mensch wird sich zum Ziel setzen, seiner eigenen Gefühle Herr zu werden,
seine Instinkte auf die Höhe des Bewusstseins zu heben, sie durchsichtig klar zu machen, mit
seinem Willen bis in die letzten Tiefen seines Unbewussten vorzudringen und sich so auf eine Stufe
zu erheben – einen höheren gesellschaftlich-biologischen Typus und wenn man will – den
Übermenschen zu schaffen. […] Der Mensch wird unvergleichlich viel stärker, klüger und feiner
[...]. Der durchschnittliche Menschentyp wird sich bis zum Niveau des Aristoteles, Goethe und
Marx erheben. Und über dieser Gebirgskette werden neue Gipfel aufragen.“8 Die Sowjetideologen
haben begriffen, dass sich die creatio des Neuen Menschen als innere Befreiung von den alten
Persönlichkeitsstrukturen vollziehen muss. Ein Mensch, der mit sich selbst im Klaren ist, der seine
eigenen Tiefen durchschaut und ausgelotet hat, ein Mensch, der sich deswegen nicht mehr von
ungeklärten Emotionen und Instinkten leiten lässt, sondern der diese und damit sich selbst im Griff
hat – das sei der wahre Neue Mensch. Trotzkis Zukunftsvision bestätigt einmal mehr den
soteriologischen Charakter der angestrebten Menschwerdung: Selbst noch widerspruchsvoll und
unharmonisch, wird der gegenwärtige Mensch „einer neuen und glücklicheren Rasse den Weg
ebnen“.9
Das moderne und postmoderne Projekt der Menschwerdung, welche in eine Gottwerdung ausartet,
geschieht also entlang der alten religiösen bzw. theologischen Kategorien. Es stellt das Projekt der
Erlösung dar, welche wir – unter der entsprechenden Wahl der Mittel – an uns selbst vollziehen
sollen. Die Parole der Postmoderne, welche in der westlichen Welt eine enorme gesellschaftliche
Breitenwirkung entfaltet hat, ist die sogenannte Selbstoptimierung: „Man soll aktiv und dynamisch
sein, widrige Umstände als zu meisternde Herausforderungen deuten und beständig an sich, seiner
Performance, seinem Erfolg und seinem Äußeren arbeiten: nur nicht stehenbleiben, immer
weitermachen, immer besser werden, vorhandene Potenziale verwirklichen, bestehende Grenzen
überschreiten.“10 Die „Selbstoptimierung als gesellschaftliche Erwartungshaltung“11 gestaltet sich
nach dem dynamischen Ideal der „Selbstüberbietung“12 und bildet eine Parallele zur religiösen
Askese. Die betreffenden Experten und Expertinnen übernehmen die Rolle religiöser Autoritäten,
die „den Menschen sagen, was sie zu tun und zu denken haben und wie ihr Leben auszusehen
hat.“13 Die Selbstoptimierung vollzieht sich auf dem Weg der „Konsultation von Ratgeberliteratur“,
durch „den Konsum leistungssteigernder Substanzen“, durch Schönheitsoperationen sowie durch
„Praktiken der technisch basierten Selbstvermessung.“14 Sie ist ein individualisiertes
Erlösungskonzept, mit Hilfe dessen sich der Mensch der Kontingenz des eigenen Schicksals
bemächtigen will.
Noch deutlicher wird die Offensive gegen die Unverfügbarkeit auf dem Gebiet der sogenannten
Glücksforschung. Hier herrscht die Überzeugung, dass sich das Glück erlernen lasse. Es komme
„nur“ darauf an, die passende mentale Einstellung zu entwickeln. Nicht die Welt, sondern unsere
Perspektive auf sie müsse verändert werden, und schon stelle sich auch das Glück ein. Dieser
Glaube zieht seit den 1990er Jahren einen Boom der Glücksseminare und Glücksratgeber nach sich,
mit deren Hilfe wir lernen sollen, „negative Gefühle zu blockieren, uns selbst zu optimieren und
Achtsamkeit zu praktizieren. Dann – so das Heilsversprechen – kommt auch das Glück.“15
Die Illusion der Machbarkeit, welche dieses Versprechen verbreitet, hat gleichsam etwas
Teuflisches. Denn mit ihr wird dem einzelnen Menschen die volle Verantwortung für sein Schicksal
übergeben. „Die Wissenschaft vom Glück nötigt uns nicht nur, glücklich zu sein,“16 sondern macht
uns im Umkehrschluss auch dafür verantwortlich, wenn wir es nicht sind. Die Annahme, „Reichtum
und Armut, Erfolg und Scheitern, Gesundheit und Krankheit lägen allein in unserer eigenen
Verantwortung“,17 überfordert den einzelnen Menschen, sie macht ihn einsam, sie macht ihn krank.
Eine weitere Grenze zur Vergöttlichung des Menschen wird überschritten, indem jüngst auf die
Biotechnologien gesetzt wird. Das neue utopische Projekt lautet „Human Enhancement“ und
bedeutet „die Verbesserung des Menschen durch den Einsatz technologischer Eingriffe in den
Körper: durch Pharmaka, Implantate, Prothesen, Bio- und Nanotechnologie.“18 Es handelt sich etwa
um ästhetische Eingriffe, leistungssteigernde Pharmaka oder Implantate, die neue Sinneseindrücke
bescheren sollten. Mit Hilfe der Biotechnologien soll auch der letzte Feind, der Tod, besiegt und
eine Art digitale Unsterblichkeit erreicht werden.


4. Reden wir vom Menschen
Wohin geht diese Reise? Manche sehen an deren Ende eine strahlende Zukunft, manche eine
Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes. Wir fürchten und beobachten eine unaufhaltsam
fortschreitende Tendenz zur Entmenschlichung. Eine der prominentesten mahnenden Stimmen, der Philosoph Michel Foucault (1926-1984), spricht uns aus dem Herzen: „[E]s kann durchaus sein, daß Ihr Gott unter dem Gewicht all dessen, was Ihr gesagt habt, getötet habt. Denkt aber nicht, daß Ihr aus all dem, was Ihr sagt, einen Menschen macht, der länger lebt als er“.19
Was kann hier die Theologie (noch) ausrichten? Die Aufgabe von Theologie und Kirche müsste
zunächst in der Wachsamkeit bestehen, mit der wir die neuen Menschenbilder beobachten und sie auf ihre entmenschlichenden und menschenverachtenden Tendenzen und Implikationen überprüfen, sie sozusagen entmythologisieren. Wir können beobachten und konstatieren, dass der technologisch gefärbte Fortschrittspathos den altbekannten religiösen Sehnsüchten des Menschen entspringt und sich an den altbekannten theologischen Wegweisern orientiert. Die treibendende Kraft allen Fortschritts bleibt stets dieses Allzumenschliche: die Sehnsucht nach dem, was die Alten die Göttlichkeit nannten.
Nicht nur dieser Wissensvorsprung verpflichtet Theologie und Kirche zu einer Teilnahme an den
anthropolitischen Diskursen der Gegenwart. Es ist vor allem das Narrativ des christlichen Glaubens, welches eine radikale anthropologische Umkehrung mit sich bringt: Während der Mensch Gott zu werden versucht, wird Gott Mensch, um die wahre Menschlichkeit über die vermeintliche Göttlichkeit zu stellen und uns zu dieser zu verhelfen. Nicht also der aufreibende Kampf um die Gottgleichheit, sondern die Kultivierung der Menschlichkeit wäre dringend vonnöten. Hierzu verfügt das Christentum über reichliche Ressourcen an sprachlichen und rituellen Ausdrucksmitteln, mit Hilfe derer der Mensch Frieden schließen kann mit seiner Endlichkeit, Sterblichkeit, Unzulänglichkeit und Empfänglichkeit. Und über dem Ganzen strahlt die Rechtfertigungsbotschaft, laut der wir vor Gott sein dürfen, wie wir sind.


5. Fazit
Menschenbilder sind wie Kleider. Wir schlüpfen in sie hinein. Selten sitzen sie akkurat. Meistens sind sie uns an bestimmten Stellen zu groß, an anderen wiederum zu eng. Der Schneider oder die Schneiderin sagt dann: „Probieren Sie mal, ob Sie sich frei bewegen können. Und: Ist der Kragen nicht zu eng? Können Sie frei atmen?“ Wir brauchen ein Bild, welches wir anziehen, eine Form, in die wir hineinschlüpfen, um überhaupt sein zu können. Das Christentum hat ein solches Kleid im Angebot, indem es den Menschen auf eine spezifische Art und Weise deutet. Es würde den Versuch lohnen, auszuprobieren, ob sich der heutige Mensch in dieser Deutung wohler fühlt. Wir behaupten
und bezeuge mit vielen Anderen: Das christliche Menschenbild entlastet und lässt frei atmen.
Vielleicht können wir aus unterschiedlichen Gründen mit unserer Rede von Gott nicht mehr viel ausrichten, aber unsere Rede vom Menschen könnte zu einem Befreiungsschlag werden. Wann, wenn nicht jetzt, sollten wir auf die therapeutische Wirkung des christlichen Menschenbildes
setzen?

 


Dr. theol. Katarína Kristinová, Jahrgang 1970, Studium der Ev. Theologie an der Komenius Universität in Bratislava und an der Humboldt-Universität zu Berlin, 2004-2008 Inspektorin der Stiftung Johanneum in Berlin, 2006-2008 Koordinatorin der Religionsphilosophischen Schulprojektwochen im Bereich der EKBO, von 2008 bis 2023 Religionslehrerin in der EKBO, 2017 syst.-theol. Promotion an der Universität Münster, seit 2021 Vorsitzende des Landesverbands Berlin-Brandenburg der Ev. Akademikerschaft in Deutschland e.V., zurzeit als Dozentin und pädagogische Begleiterin in mehreren Bildungseinrichtungen tätig.

Pfarrer Christian Reich, Jahrgang 1963, Studium der Ev. Theologie an der Kirchlichen Hochschule und der Humboldt-Universität zu Berlin, religionspädagogische Ausbildung und Tätigkeit als Religionslehrer zwischen dem Ersten Theologischen Examen und dem Beginn des Vikariats (1996-1999), im Entsendungsdienst Koordinator der Religionsphilosophischen Schulprojektwochen im Bereich der EKBO, bis 2011 im Gemeindepfarramt in Berlin-Reinickendorf, seit 2011 Schulpfarrer in Oranienburg (Oberstufenzentrum und Gymnasium).


1 Vgl. Genesis 2,27 in der Übersetzung der BasisBibel (2021): „Gott schuf den Menschen nach seinem Bild. Als Gottes Ebenbild schuf er ihn.“ Die betreffende hebräische Präposition kann unterschiedlich übersetzt werden (in, nach, als, …); die Luther-Übersetzung 1984/2017 bietet „zu“: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn“. Der Begriff des Bildes bzw. Ebenbildes ist in der poetischen Genesis-Erzählung „ein Lehnwort, das von Haus aus eine Statue oder ein Relief, zumeist von Göttern und Königen, bezeichnete, und stammte aus ebenjener Weltreligion, mit der sich die Israeliten in der Verbannung auseinandersetzen mussten, der babylonischen“ (Jörg Jeremias, Theologie des Alten Testaments, Göttingen 2015, 347). Vgl. Georg Fischer, Genesis 1-11 (Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament), Freiburg im Breisgau 2018, 152 f. (Exkurs: Der Mensch als Gottes Statue).
2 Andreas Steffens, Philosophie des 20. Jahrhunderts oder Die Wiederkehr des Menschen, Leipzig 1999, 43.
3 Vgl. Gottfried Küenzlen, Der alte Traum vom Neuen Menschen: Ideengeschichtliche Perspektiven, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), Der Neue Mensch (Schriftenreihe, Bd. 10247), 13-23, 14 f.
4 Vgl. Anja Röcke, Soziologie der Selbstoptimierung, Berlin (2021) 22022, 75.
5 A.a.O., 77.
6 Vgl. Sascha Dickel, Der Neue Mensch – ein (technik)utopisches Upgrade. Der Traum vom Human Enhancement, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), Der Neue Mensch (Schriftenreihe, Bd. 10247), 85-95, 85 f.
7 Ernst Jünger, Der Kampf als inneres Erlebnis, Berlin 1922, 74, zitiert nach: Gottfried Küenzlen, a.a.O. (siehe Anm. 3), 20.
8 Leo Trotzki, Literatur und Revolution (1924), hg. Von Eugen Schaefer und Wolfgang Schmidt, Berlin 1968, 215, zitiert nach: Anja Röcke, a.a.O. (siehe Anm. 4), 73. Auch zitiert in : Gottfried Küenzlen, a.a.O. (siehe Anm. 3), 20.
9 Leo Trotzki, Eine Vision der Zukunft, zitiert nach Michael Hagemeister, »Unser Körper muß unser Werk sein«. Beherrschung der Natur und Überwindung des Todes in russischen Projekten des frühen 20. Jahrhunderts, in: Boris Groys / Micheal Hagemeister (Hg.), Die Neue Menschheit. Biopolitische Utopien in Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Frankfurt am Main 2005, 19-67, 22, hier zitiert nach: Anja Röcke, a.a.O. (siehe Anm. 4), 74.
10 Anja Röcke, a.a.O. (siehe Anm. 4), 61.
11 A.a.O., 11.
12 A.a.O., 9.
13 A.a.O., 24.
14 A.a.O., 29.
15 Edgar Cabanas / Eva Illouz, Das Glücksdiktat. Und wie es unser Leben beherrscht, Berlin 2019, Umschlagtext (Innenseite).
16 A.a.O., 20.
17 A.a.O., 18.
18 Sascha Dickel, a.a.O. (siehe Anm. 6), 87.
19 Michel Foucault, Archäologie des Wissens, Frankfurt am Main 1973, 301, zitiert nach: Ahmad Milad Karimi, Warumes Gott nicht gibt und er doch ist, Freiburg im Breisgau 2018, 52.

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