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Eine wirklich wahre Geschichte von

Katze Gina und Vogel Max

Ein Buch zum Lesen und Mitmachen.

(Beginn eines Kinderbuchprojekts.) 

Ob Tiere sprechen können, weiß ich nicht.

Ich lasse sie halt einfach miteinander sprechen.

Aber auch sonst ist die Ähnlichkeit zwischen hier auftretenden Tieren und Menschen nicht zufällig.
Sie alle leben in meiner nächsten Umgebung.
Ein Stück vollkommen normalen Lebens – bis man etwas genauer hinschaut.

Und das, das genaue Hinschauen, habe ich von den Kindern gelernt.

Ihnen - den großen und den kleinen, den alten und den jungen Kindern – ist dieses Buch gewidmet.

Stille

Die weiße Katze Gina und der grüne Wellensittich Max lebten zusammen mit Oma Erika in einem kleinen Häuschen mit Garten am Rande der Stadt. Das kleine Häuschen würde mit allem Recht den Namen Villa Kunterbunt verdienen, wenn es nicht schon eine Villa Kunterbunt geben würde, die ja – wie Ihr sicher wisst – von Pippi Langstrumpf bewohnt wird. Aber vielleicht nennen wir es Villa Wunderbunt, weil man – sobald man es betritt – aus dem Staunen schlicht nicht heraus kommt.

Hunderte, ja Tausende Kleinigkeiten füllen auch noch die winzigsten Ecken des Hauses: Bücher, Tassen, Teller, Decken, Bilder, Fotos, Blumen aus Seide, Blumen aus Plastik, Uhren, Plüschtiere, Keramikfiguren, Kerzen, Stifte, Obstschalen, Töpfe, mehrere Radios und Fernseher …, und jeden Tag gibt es immer noch eine neue Überraschung zu entdecken.

Erika wohnte allein. Sie kümmerte sich um die Katze Gina und ihre zwei Wellensittiche, den grünen Max und die gelbe Angelika. Dann aber starb Angelika, und Max blieb allein in seinem Käfig. Er hatte sich mit Angelika soviel zu erzählen - und jetzt? Soll er bis Ende seines Lebens traurig aus dem Fenster schauen?

Aber nein, so ganz einsam war er nicht. Erika redete mit ihm, oder sie hatte das Radio an, oder es hallten Stimmen aus dem Nebenzimmer, in dem sie immer abends fernsehen guckte. Und so war es Max nicht wirklich langweilig. Besonders lustig fand er, wenn Erika mit Gina schimpfte, weil sie immer wieder in ihr Bett kroch, oder noch vor dem Aufstehen Frühstück haben wollte.

Die Katze Gina war, das sollt Ihr wissen, na ja, sagen wir mal, nicht gerade die Schlankste unter ihren Zeitgenossen. Egal von welcher Seite man sie anschaute – von links, von rechts, von oben, von unten – sie sah immer aus wie eine Kugel kurz vor dem Platzen, unter der sich die schwachen Beinchen langsam krümmten, weil sie das Gewicht nicht mehr tragen konnten.

„Und das fette verwöhnte Katzenvieh will immer noch mehr und mehr Sahne!“ – dachte Max für sich und machte ein verächtliches Pf! Ich meine natürlich: ein verächtliches Piep.

Heute früh war jedoch irgendetwas anders. Erika war still, langsam und müde. Max und Gina haben auch gemerkt, dass sie die ganze Nacht nicht schlafen konnte. Es gab zwar auch Frühstück für alle beide, aber diesmal gab es weder Schimpfe für die dicke Gina, noch hat sich Erika mit Max unterhalten. Sie saß an ihrem Tisch, zitterte am ganzen Körper und atmete ganz schlecht. Dann griff sie zum Telefon und … und dann ging alles blitzschnell: Ein gelber Wagen mit blauem Licht kam an, eine Frau und ein Mann in Uniform, mit vielen merkwürdigen Geräten kamen rein und haben Erika untersucht. Die Nachbarn, Katarína und Christian, kamen und schauten still besorgt zu. Dann kam noch ein zweiter gelber Wagen, aus dem der Arzt stieg, ein kleiner Mann mit krausen Haaren und schwarzer Haut, und fing an, sich um Erika zu kümmern. Und dann kam noch Erikas Tochter Simone mit ihrem Mann Dirk. Simone weinte leise und zitterte vor Angst. Dirk nahm sie in den Arm und tröstete sie.




Wer von Euch jetzt aufgepasst hat und rechnen kann, weiß, wie viele Menschen jetzt in der kleinen Küche der Villa Wunderbunt um Erika herumstanden. Ja, es waren sieben Personen. Und dazu kam noch der Rettungsassistent, der den zweiten Wagen mit dem Arzt gefahren hat. Also 7 + 1 = …. ???

Erika wurde auf einen rollenden Stuhl gesetzt und zum Krankenwagen gebracht. Die Nachbarn in der Straße schauten neugierig aus den Fenstern zu. Sie wurde in den Wagen geladen und nach einiger Zeit, in der sie noch im Wagen versorgt wurde, dann ins Krankenhaus gefahren.

Dann wurde es still in der Villa Wunderbunt. Max schaute aus dem Fenster und dachte: Ob sie wohl bald zurückkommt? Er schaute lange und wartete ganz geduldig. Na ja, was blieb ihm auch anderes übrig?

„Ob sie wohl bald zurückkommt?“ – hörte er plötzlich den eigenen Gedanken, doch diesmal laut ausgesprochen hinter ihm. Es war Gina, die gerade ganz vorsichtig die Küche betrat.

- „Ach, plötzlich redet Madam mit mir“ – sagte Max spöttisch – „ich dachte, du redest nicht mit doofen Vögeln.“ Das war nämlich ungefähr das, was Gina sagte, als Erika ihn und Angelika zu sich in die Villa Wunderbunt holte. – „Vögel sind für uns, Katzen, zum Fressen da“ – sagte Gina damals verächtlich – „und wenn ich euch schon nicht fressen darf, reden werde ich mit euch bestimmt nie!“

Also redeten Max und Gina nie miteinander, sondern warfen sich nur gelegentlich giftige Blicke zu. Und jetzt, wo sie keinen hat, dem sie auf die Nerven gehen kann, kommt sie angekrochen – dachte Max und machte wieder ein verächtliches Pf, na ja, Piep. – „Wie kommst du darauf, dass ich ausgerechnet mit dir rede?“ – fauchte Gina zurück – „Ich rede ja … nur laut mit … mit mir selbst, pf!“ – und verschwand erhobenen Hauptes und Schwanzes im Schlafzimmer.

Besuch

Max wandte sich wieder dem Fenster zu und blickte still heraus. Wie lange er da so schaute, merkte er gar nicht. – „Mann, bin ich hungrig!“ – ertönte hinter ihm wieder Ginas Stimme. – „Na pass bloß auf, dass du nicht zwei Gramm abnimmst!“ – warf er zurück – „Das wäre ja eine richtige Katastrophe!“

- „Hm, nichts da.“ – inspizierte Gina enttäuscht die Schälchen mit dem Futter. Plötzlich aber richteten sich ihre gelben Augen boshaft auf Max:

- „Aaaah, daaa ist mein Futter! Es ist grün und doof, aber schmecken wird es bestimmt!“ Doch damit konnte sie Max keine Angst einjagen. – „Da müsstest du deinen Hintern erst einmal auf die Fensterbank hochkriegen!“ – er musste auflachen bei der Vorstellung.

- „Also ich finde meinen Hintern ziemlich in Ordnung.“ – musterte sich Gina von Kopf bis Fuß. – „Ja sicher“ – konterte Max – „und besonders gut macht er sich aufgespießt auf einem Gartenzaun.“ Er hatte noch in lebendiger Erinnerung den Tag, an dem sich Gina vornahm, elegant über einen höchsten einen Meter hohen Gartenzaun zu springen. Ihr sportliches Vorhaben endete so, dass sie zwar mit Kopf und Vorderpfoten schon auf der anderen Seite war, ihr Hintern aber hing wie ein mit Wasser gefüllter Sack herunter und kam nicht hoch. Aus dem eleganten Sprung wurde ein jämmerliches Hilfegejaule nach Erika, die sie dann eigenhändig vom Zaun abnehmen musste und ihr auch noch zum Trost eine Extraportion Sahne spendierte, die Gina dankbar wegschleckte.

„Du, was ist eigentlich mit Erika passiert?“ – wechselte Gina schnell das Thema. – „Na hast du doch gesehen. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht.“ – „Hab ich nicht.“ – antwortete Gina verwundert – „Ich habe, ich habe… hm… zu tief geschlafen.“ – „Von wegen geschlafen! Du hast dich vor Angst verkrochen, verkrochen hast du dich!“ – ließ sich Max nicht beirren, und er hatte wie immer recht. – „Na und, “ – wandte Gina ein – „du wärest sicher auch lieber weggeflogen, konntest aber nicht, konntest aber nicht!“ Das stimmte. Max war in seinem Käfig zwar gut geschützt vor Eindringlingen, andererseits war er aber auch fest gefangen.

- „Huch, was ist das?“ – piepste Max plötzlich. – „Was meinst du?“ – fragte Gina, die inzwischen damit beschäftigt war, sich gründlich zu putzen. – „Da-da-da k-kommt j-jemand.“ – flüsterte Max - „B-bestimmt ein Ei-ei-ei-einbrecher!“ – und quetschte sich ängstlich in die äußerste Ecke seines Käfigs. Und wirklich: Der Schlüssel im Schloss raschelte und die Tür ging auf. – „Und seit wann haben Einbrecher, bitteschön, einen Schlüssel von Erika?“ – sagte Gina und schaute neugierig zur Tür.

- „Hallo, Kumpels!“ – rief eine Stimme aus dem Flur, und eine große Gestalt betrat die kleine Küche der Villa Wunderbunt. – „Das ist ja Katarína!“ – rief Gina erfreut – „Sie bringt mir bestimmt etwas zum Essen, zum Essen!“ – und wackelte ihr mit hoffnungsvollem Miau, Miau entgegen.

- „Hallo Gina, hallo Max!“ – sagte Katarína. – „Na, ihr Armen, jetzt seid ihr ganz einsam, nicht wahr? – „Einsam wäre ja noch gut, “ – meinte Max leise – „aber ich habe eine doofe Katze an der Backe….“ Gina warf ihm einen warnenden Blick zu, den er aber ignorierte. – „Aber, aber … aber nein, was macht die denn da?!“ – rief er plötzlich und versuchte vergeblich durch das Gitter des Käfigs zu entkommen, als sich das kleine Türchen öffnete und Katarínas Arm hereingriff. – „Keine Angst, Kleiner, “ – sagte sie zu ihm – „ich muss ja dein Wasser wechseln und dir etwas zum Essen geben.“ Aber Max ließ sich nicht beruhigen. Er presste seinen kleinen Körper panisch gegen das Gitter, obwohl er keine Chance hatte, zu enkommen. – „Lass ihn doch verhungern, wenn er so duselig ist.“ – sagte Gina und schmeichelte um Katarínas Beine. – „Ich werde etwas zum Essen bestimmt nicht verschmähen, miau.“

Max´ Qualen dauerten nicht lange. Bald war sein Käfig wieder zu, und er hatte frisches Wasser in seiner Tasse und frische Körner in seinem Schälchen. Jetzt saß er auch schon auf seiner Schaukel und weil er ein gut erzogener Vogel war, machte er ein kurzes „Piep“, was da hieß „Dankeschön“. – „Na dann, guten Appetit!“ – sagte Katarína. Doch er bewegte sich nicht, da er noch zu sehr aufgeregt war.

Inzwischen hat sich Katarína um Gina gekümmert. Und das war auch ein Spektakel, das sich Max auf keinen Fall entgehen lassen wollte. – „Essen, Essen!“ – rief Gina fast in Ekstase und schmiss sich Katarína immer wieder vor die Füße, so dass sie ihr den Weg zu der Futterecke ständig versperrte. ……… (hier weiter machen)

                                Der nächtliche Schatten

Es wurde Nacht. Max wachte gerade kurz aus seinen Träumen auf und da sah er ihn. Ein schwarzer Schatten huschte bedrohlich leise durch die Katzenklappe in die Küche. – „Hmmmm, hier riecht es aber lecker!“ – flüsterte eine Stimme, und der Schatten sprang in die Ecke mit Ginas Futter. – „Hm, lecker, lecker…“ – hörte Max sein tiefes Murmeln unterbrochen mit eindeutigen Schmatzgeräuschen. – Und was ist, wenn er anschließend auch mich noch fressen will? – überkam ihn plötzlich der schreckliche Gedanke, und sein kleines Herz hörte vor Angst fast auf, zu schlagen. Ich bin lieber gar nicht da. Bin gar nicht da… - wiederholte er in Gedanken und machte die Augen ganz fest zu.

Das Schmatzen des fremden Eindringlings hörte auf und es wurde still. Uff, hoffentlich ist er jetzt weg – dachte Max und machte vorsichtig die Augen auf. Da musste er vor Schreck aufschreien, denn direkt vor ihm, getrennt nur durch das Gitter des Käfigs stand ein großes schwarzes Gesicht mit leuchtenden grünen Augen, die ihn begierig musterten, während sich eine schwarze Pfote langsam zu ihm vorantastete.

Max schrie und flatterte panisch herum, doch entkommen konnte er nicht. – „Hab aber noch Hunger, hab aber noch Hunger“ – murmelte das schwarze Wesen und versuchte hartnäckig nach Max zu greifen. – „Erika, Erika, hiiiilfeee!“ – rief Max so laut er konnte. Er hatte ja ganz vergessen, dass Erika nicht wie gewohnt im Zimmer nebenan schläft, sondern gar nicht zu Hause ist. Das ist mein Ende – dachte Max und machte sich auf das Schlimmste bereit, als plötzlich ein hoher Schrei ertönte und eine weiße Kugel durch den Raum schoss und es direkt auf den schwarzen Einbrecher steuerte.

Im Licht des Mondes, der durchs Fenster in die Küche schien, standen sie sich gegenüber und gefährlich nahe: schwarz und weiß mit zum Berge aufgestellten Haaren, Ginas gelbe Augen musterten glühend die grünen Augen des Fremden, und es knurrte aus beiden Kehlen so, dass einem dabei fast das Blut in den Adern gefror. – „Hau ab, bevor ich es mir anders überlege!“ – zischte Gina in das Gesicht des schwarzen Wesens, das sich bei etwas Licht als der Kater Lilli von der Nebenstraße entpuppte. – „Ich und abhauen? Bin doch kein Mädchen!“ – knurrte Lilli zurück, und das hätte er nicht tun sollen, denn das war die Beleidigung, die Gina so richtig auf die Palme brachte. – „Mädchen, sagst du? Mädchen?!“ – und haute nach ihm mit der Pfote. – „Ja, ein Mädchen bist nicht. Aber genau das ist dein Problem, du Feigling!“ – und ihre Pfote verpasste ihm von links und rechts so eine saftige Ohrfeige, dass ihm die Spucke weg blieb und er sich verdutzt auf den Hintern setzen musste.

- „Und jetzt raus, “ – zischte Gina – „sonst zeige ich dir, was Mädchen noch alles können, du, du, du … Junge!“ – spuckte sie aus und bereitete sich unmissverständlich vor auf einen mächtigen Sprung. In Sekundenschnelle verschwand Lilli mit eingezogenem Schwanz durch die Katzenklappe. Nur ein schuldbewusstes „Sorry“ war noch zu hören, und dann nichts mehr.

Max und Gina atmeten erstmal tief durch. – „Respekt!“ – quiekte Max begeistert – „Also das war besser als alle die Krimis im Fernsehen!“ Er hat sich langsam beruhigt und so fand er auch wieder seinen Humor. – „Du bist ja eine richtige Kampfkatze.“ – sagte er. – „Danke für das Kompliment.“ – antwortete Gina geschmeichelt – „Bin halt ein Mädchen.“ – lachte sie, und Max lachte mit.

-„Und jetzt wird geschlafen, bevor ich wieder Hunger kriege.“ – befahl Gina und machte sich auf den Weg ins Bett. – „Du-u?“ – piepste ihr Max hinterher. – „Hm?“ – drehte sie sich zu ihm. – „Danke“ – sagte er leise – „hast mir gerade das Leben gerettet.“ Sie dachte kurz nach: „Und woher willst du wissen, dass ich nicht nur mein lebendiges Futter verteidigen musste?“ – gab sie zurück, aber Max wusste, dass es nur ein Scherz war.

- „Gute Nacht“ – sagte sie gähnend. – „Gute Nacht!“ – antwortete er. Und so wurde es auch: eine gute, friedliche Nacht.

Von großem schwarzen Kater

und kleinem weißen Hund.

Der schwarze Kater Lilli war eigentlich kein Fiesling. Im Grunde seines Wesens war er sogar sehr nett. Und dass er kein Mädchen sein wollte, das lag an seiner Lebensgeschichte. Denn als er geboren wurde, dachte man, es sei ein Katzenmädchen, und gab ihm den Namen Lilli. Und dieser Name, der sicher jede Katze schmücken würde, wurde bei einem Kater zum Verhängnis. Lilli wuchs auf zu einem stattlichen, vor Kraft strotzenden Kater, aber der blöde Name klebte an ihm weiter wie Pech. Von anderen, viel mickrigeren und hässlicheren Katern wurde er deswegen ständig gehänselt, bis er sich schließlich für eine Einzelgängerexistenz entschied.

Dann aber fand er endlich einen Freund fürs Leben. Und dieser Freund war eine Freundin: das kleine weiße Hundemädchen Sophie. Sie war so klein, dass sie sich bei Lilli problemlos unterstellen konnte. Ein weißer wuschiger Bündel voller Lebensfreude und Freundlichkeit. Klar nahm sie auch ihre Hundepflichten gewissenhaft wahr und bellte um die Wette, sobald sich jemand dem Haus, in dem Lilli und sie wohnte, näherte. Zeigte sich die fremde Person jedoch harmlos, ja sogar sympathisch, schon stand Sophie auf ihren Hinterbeinchen, angelehnt an den Zaun und ließ sich das runde Bäuchlein kraulen, kräftig dabei mit dem weißen Schwänzchen wackeln

Lilli und Sophie waren unzertrennlich. Sie spielten miteinander Fangen, oder manchmal ließ sich Sophie von Lilli durch die Wiese kullern wie ein Ball. Und wenn ihr Frauchen mit Sophie spazieren ging, kam Lilli gerne mit. So sah man sie und musste lachen: Eine rothaarige Frau vorneweg, ein kleiner weißer Hund hinterher und nach ihm ein großer schwarzer – eine illustre, gut gelaunte Wandergruppe.

Und dann hat sich Lilli verliebt. Sie hieß Sterni, war viel älter als er und wunderschön. Ein Blick ihrer grünen Augen ließ sein Herz sofort höher schlagen. Dass Sterni von ihm nichts wissen wollte, machte ihm nichts. Eine optimistische Frohnatur wie er, gibt sich nicht so schnell geschlagen. Ab und zu kurz in ihrer Nähe sein, war für ihn Glück genug.

- „Der Lilli macht sich für das eingebildete Katzenvieh richtig zum Affen.“ – knurrte Gina eines Tages, als sie die beiden aus dem Fenster sah. Inzwischen hat die Abwesenheit der zusätzlichen Essensrationen gewirkt, und sie bekam ihren Hintern wieder auf das Fensterbrett. Und so schaute Max aus dem einen und Gina aus dem anderen Fenster hinaus, und dann unterhielten sie sich darüber, was sie da beobachten konnten. Deswegen entging ihnen auch nicht, wie gerade auf dem Gehweg vor Erikas Gartentor Sterni vorbeikam, der in sicherer Entfernung Lilli treu hinterher schlich.

… - „Ich finde Sterni aber auch sehr hübsch und auch ganz nett.“ – sagte Max. – „Hübsch?“ – verdrehte Gina genervt ihre gelben Augen – „Hast du mal ihren Bauch gesehen?“ – „Na, das sagt wirklich die Richtige!“ – schüttelte Max lachend den Kopf. – „Mein Bauch ist aber schön fest, „ – wehrte sich Gina – „aber der ihre wackelt wie ein leerer Sack.“ – „Das find ich nicht schlimm.“ – hielt Max dagegen – „Außerdem weiß ich von Erika, dass es davon kommt, dass Sterni sehr oft Kinder bekam. Und sie war wohl eine sehr liebe Mama.“ – „Also ich weiß wirklich nicht, was ihr alle an dieser möchtegerne Madam findet.“ – meckerte Gina weiter – „Sie braucht nur zweimal mit den Augen zu klimpern oder mit dem Bauch zu wackeln, schon seid ihr alle aus dem Häuschen.“ – „Ach, du bist bloß eifersüchtig, Gina. Und ich weiß, dass du auf Sterni schon immer eifersüchtig warst.“ – sagte Max streng und beendete damit die Diskussion.

Sterni​

Die besagte Katze Sterni war zweiundzwanzig Jahre alt. Das ist in der Katzenzeitrechnung schon rekordverdächtiges Alter. Meine klugen Kinder sagten, man müsse die Zahl mit sieben multiplizieren, wenn man wissen will, wie als eine Katze wäre, wenn sie ein Mensch wäre. Das wäre bei Sterni 22 x 7 = …. ??? Ja, hun-dert-vier-zig – stellt Euch das mal vor! Alle Menschen staunten als sie das hörten. Manche wollte es gar nicht glauben, weil Sterni gar nicht nach einer Ururoma aussah.

Aber nicht nur deswegen war Sterni in der Umgebung bekannt und beliebt. Wenn Katarína mit ihr spazieren ging, blieben die Menschen stehen und sagten: - „Ach, schau mal, eine Glückskatze!“ – und wollten sie streicheln, was Sterni aber den meisten nicht erlaubte, weil sie sehr scheu und sehr, sehr vorsichtig war. Eine Glückskatze nennt man wohl diejenige Katze, deren Fell aus drei Farben besteht. Sternis Fell war schwarz und rötlich, nur um die Nase, am Hals und an den Pfötchen war sie schneeweiß. Bei Dunkelheit – das war die Zeit, in der sie besonders gerne spazieren ging – sah man manchmal nur zwei leuchtend grüne Augen und zwei Paar weiße Söckchen durch die Gegend ziehen.

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