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„[D]as Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist.

 (1. Johannes 1, 2)

(Katarína Kristinová denkt nach über ein biblisches Wort, das eines Tages vor ihrem Augen zum Fleisch wurde.)

Ewigkeit ist ein Qualitätsbegriff. Die Bibel kennt zwei Arten von Ewigkeit. Sie ist schon hier und jetzt erfahrbar als die besondere Qualität eines Lebens in Gott. Doch erlebbar ist sie auch als Kreislauf einer sinn-, weil beziehungslosen Existenz in der Gottesferne.

Es gibt da einen Busfahrer der BVG, der es täglich wagt, aus einem solchen Kreislauf herauszutreten, indem er seine täglichen acht Stunden auf der Strecke Pankow-Weißensee mit Liebe füllt. Er schaut jedem Fahrgast ins Gesicht, scherzt mit kleinen Kindern, flirtet mit älteren Damen, sorgt für die Schwachen und lässt denen, die sich Sonderrechte herausnehmen wollen, nichts durchgehen. Durch seine Autorität verwandelt sich die Fahrgemeinschaft in eine kleine Oase der Menschlichkeit. Er gleicht dem glücklichen Sysiphos eines Albert Camus, der die ewige Ödnis seiner Existenz immer aufs Neue mit Sinn füllt und sie so radikal verändert.

Es sei hier ein Hoch ausgesprochen auf die „Sysiphosse“ unserer Zeit, auf die BusfahrerInnen, KassiererInnen, LehrerInnen und unzählige anderen, welche tagtäglich die ganze Kraft ihrer Nächstenliebe zusammen nehmen und immer wieder neu gegen die entmenschlichende Sinnlosigkeit ankämpfen. Sie sind für mich ein Beweis dafür, dass es noch nicht vorbei ist mit der subversiven Kraft der Liebe, die die Welt in das Reich Gottes und die Zeit in Ewigkeit verwandelt.

Ewigkeit ist ein Qualitätsbegriff

Artikel für die KIRCHE August 22

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