


Dr. theol. Katarína Kristinová
Dr. theol. Katarína Kristinová

Zum Predigttext 1. Petrus 1, 3-9
am 1. Sonntag nach Ostern (Quasimodogeniti)
Von Dr. Katarína Kristinová
Vers 3: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, […].“
Realismus der Hoffnung.
„Schwein gehabt, sagt man, wenn es gerade noch gut ging.“ – schreibt Johannes Hansen in seiner Meditation zum Psalm 31. „Schicksal, sagt man, wenn es dumm gelaufen ist. Man lebt sozusagen zwischen Schwein und Schicksal.“ Mit diesen einfachen und doch tiefen Worten umreißt er den „blinden Glauben“ derjenigen Menschen, die nicht mehr auf Gott hoffen. Nicht Glaube und Unglaube, sondern Glaube und Aberglaube stehen sich im Zeitalter der Gottlosigkeit gegenüber.
Die einst so feierlich stolze Emanzipierung von Gott hat ihren Preis: die Aufgabe jeglicher Sicherungen. Der gott-lose Mensch muss fähig sein, die Realität der totalen Haltlosigkeit zu ertragen, in den ultimativen Abgrund zu schauen. Das jedoch vermögen nur die Wenigsten. Also greift der dem Glauben entsagende Mensch in der existentiellen Not zum Aberglauben eines billigen Optimismus‘, von dessen Durchhalteparolen er sich quasi eine magische Wirkung verspricht: Es wird schon nichts passieren. Das wird schon gut gehen. Alles wird gut. Man muss positiv denken! Man könnte sagen, der magische Optimismus ist der Glaube der Postmoderne. Genau genommen ist er ein Aberglaube, denn er blendet die Negativitäten des Lebens aus und versucht mit aller Gewalt die Illusion eines Happy-End herbeizuführen.
Im krassen Gegensatz zu ihm steht der biblische Begriff der lebendigen Hoffnung. Er wird in unserem Text denjenigen Christinnen und Christen in Erinnerung gerufen, welche unter der existentiellen Not der Verleumdung und behördlichen Verfolgung leiden. Hoffnung wird hier dargestellt als die Haltung, zu der uns Gott befähigt, ja wiedergeboren hat. Die Hoffnung ist also ein Merkmal des Glaubens und nicht des Aberglaubens, denn sie blendet die Negativität nicht aus und versucht nicht, sich die Zukunft mit Gewalt verfügbar zu machen. Sie geht immer Hand in Hand mit einem nüchternen Blick, welcher der Realität standhält und sich zugleich hinter die Grenzen des vermeintlich Möglichen richtet. Sie macht frei sowohl vom falschen Optimismus als auch von der lähmenden Angst - diesen so beliebten Herrschaftsmitteln. Menschen, die hoffen, sind Realisten, da sie sich weder Illusionen noch Verzweiflung hingeben. Einen solchen Glaubensrealismus haben wir gerade heutzutage bitter nötig. Denn nur er macht frei von der um sich greifenden Massenpanik wie auch von kurzsichtigen Heilsideologien und weitet unseren Blick hin auf den unverfügbaren Grund unseres Daseins, der, so hoffen wir, trotz allem das letzte Wort behält.